„Wenn ich
Sonnenblumen seh
kleine gelbe Sterne
ist mir so als schaust du mich
an aus weiter Ferne
ist mir so, als schaust du mich an
aus weiter Ferne
...“




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Aufruf von Tamara Danz


Aufruf von Tamara Danz
Paradiesvögel 

Er ist nur mal kurz durch mein Zimmer geflogen
Da wurden die Poster blaß
Da wußt ich, die haben schon immer gelogen
Und gab sie dem Ofen zum Fraß
Ich zeigte ihm meine heimliche Liebe
Da hat er mich ausgelacht
Und ist selber auch nicht bei mir geblieben
In dieser kaputten Nacht

Paradiesvögel fängt man nicht ein
Paradiesvögel fliegen dir zu von ganz allein
Paradiesvögel sperrt man nicht ein
Sie brauchen den Himmel ganz ein Stück ist zu klein

Er hat meine Freunde gesehn
Und grinste mich an
Da wußt ich, wenn die Winde sich drehn,
Ich alle vergessen kann
Ich habe ihn durch mein Traumreich geführt,
Er ging umher fremd und kühl
Und er hat keine Hand gerührt
Als es in Scherben fiel

Paradiesvögel fängt man nicht ein
Paradiesvögel fliegen dir zu von ganz allein
Paradiesvögel sperrt man nicht ein
Sie brauchen den Himmel ganz ein Stück ist zu klein
Ich frag nicht mehr
Wo kam er her, wo ging er hin
Und fragt mich heut irgendwer
Was ich fürn Vogel bin

Paradiesvögel fängt man nicht ein
Paradiesvögel fliegen dir zu von ganz allein
Paradiesvögel sperrt man nicht ein
Sie brauchen den Himmel ganz ein Stück ist zu klein
Paradiesvögel fängt man nicht ein
Paradiesvögel fliegen dir zu von ganz allein
Paradiesvögel sperrt man nicht ein
Sie brauchen den Himmel ganz ein Stück ist zu klein
Paradiesvögel fängt man nicht ein

Text: Tamara Danz / Gerhard Gundermann / Uwe Hoffmann / Rüdiger Barton

Paradiesvögel fängt man nicht ein
Hommage an Tamara Danz
(Biografie von Wolfgang Martin)

Paradiesvögel fängt man nicht ein – Hommage an Tamara Danz / Eine Biografie von Wolfgang Martin
Hardcover: 208 Seiten Verlag: BEBUG mbH / Bild und Heimat, Berlin;
Auflage: 1., Auflage (2021) EVP: 19,99 Euro
Foto Cover: © ullstein bild/Teutopress / Foto Rückseite: Ute Mahler/OSTKREUZ


Als Tamara Danz am 22. Juli 1996 nur dreiundvierzigjährig verstarb, vestummte eine der wichtigsten Stimmen deutscher Rockmusik für immer. Sie fehlte fortan, ihrer Band Silly, ihren Fans, der Musikszene. Kein Konzert mehr, in dem die „Rocklady Nr. 1 der DDR“ mit ihrer unvergleichlichen Stimme einem Vulkanausbruch gleich „Die wilde Mathilde“ gab und gleich danach die Emotionen des Publikums mit Balladen rührte, die im Repertoire von Silly immer etwas Besonderes waren.

In den 1980er Jahren stürmte die 1978 als Familie Silly gegründete Band mit Tamara Danz als Frontfrau unaufhaltsam den deutschsprachigen Rockolymp, mit Songs und Platten, die bis heute als Klassiker gelten. Mont Klamott, Liebeswalzer, Bataillon d'Amour, Februar. Noch in der Wendezeit bewies Tamara Danz „menschliche Haltung“ und blieb sich bis zum Album Paradies kurz vor ihrem Tod treu – nun ausnahmslos mit eigenen Texten und eigenem Tonstudio.

Mit Unterstützung der beiden Silly-Männer Uwe Hassbecker und Ritchie Barton hat Musikexperte Wolfgang Martin in seinen eigenen Erinnerungen gekramt, Beiträge und Interviews von Weggefährt*innen wie Toni Krahl, Werner Karma und Angelika Weiz versammelt, Originaltexte und Fotografien aus allen Lebensphasen von Tamara Danz ausgewählt – entstanden ist eine bewegende Hommage an eine einzigartige Künstlerin.  

© BEBUG mbH / Bild und Heimat
Musical TAMARA © Foto: Ute Mahler
Musical: TAMARA
(Musical über die ehemalige Silly-Frontfrau Tamara Danz)

Die Uckermärkische Bühnen Schwedt haben Tamara ein Musical gewidmet.

„In der neuen Produktion begibt sich ein Autorenteam auf die Spuren der Sängerin Tamara Danz, die als Frontfrau der DDR-Rockband Silly das Lebensgefühl mehrerer Generationen prägte. Dabei bekommen die drei Schreiberlinge unerwartete Unterstützung aus der Hölle: Mephisto 23, Abteilungsleiter der Fachgruppe Seelenfang, führt sie in die Vergangenheit und lässt Tamara Danz in verschiedenen Phasen ihres Lebens und ihrer Karriere leibhaftig erscheinen. Aber natürlich erwartet so ein Teufel eine Gegenleistung …“
© Uckermärkische Bühnen Schwedt

weitere Infos

Foto: © Ute Mahler
Tamara-Danz-Straße in Berlin nahe der Mercedes-Benz-Arena
Der Musik ganz nahe:
Eine Straße in Berlin Friedrichshain


© Geschäftsstelle Gedenktafelkommission

In Berlin Friedrichshain wurde im November 2006 eine Straße nahe der heutigen Mercedes-Benz-Arena nach Tamara Danz benannt.
Der Vorschlag zur Benennung der Straße nach Tamara Danz kam von den Fraktionen der Linkspartei.PDS und der SPD der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg. In diesem sogenannten Anschutz-Areal gab es damals mehrere Straßen zu benennen, deshalb waren die Fraktionen aufgefordert, Vorschläge zu unterbreiten.
Bei der Auswahl war ein Bezirksbezug entscheidend: Tamara Danz hatte ihre Ausbildung an der Musikschule Friedrichshain absolviert.
„Sie war Mitinitiatorin und Erstunterzeichnerin der 'Resolution der Rockgruppen und Liedermacher' an die DDR-Regierung, in der die Zulassung oppositioneller Gruppen und politische Reformen gefordert wurden. 1990 arbeitete sie an diversen 'runden Tischen' zur Reform der DDR mit“, heißt es in der Begründung.
Wo bist Du

Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
und alle Katzen grau gemacht
ich kühle am Fenster mein Gesicht
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?

Die Straße schickt lockend ein Lachen herauf
ich will es nicht und werf's wieder raus
in meinen Tränen schwimmt Kerzenlicht
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?

Eine Fliege ertrinkt in meinem Wein
es ist totenstill, ich hör sie Hilfe schrein
ich seh ihr zu und ich sehe mich
Wo bist du, wo bist du, warum kommst du nicht?

Baby, Baby wenn du kommst
brennt in der Minibar noch Licht
da steht ein Bittermandel-Shake
den überlebst du nicht, den überlebst du nicht

Die Nacht hat den Tag langsam umgebracht
alle Weiber so wunderschön gemacht
ich heule und hasse dich
Wo bist du? Wo bist du? Warum kommst du nicht?

Text: Tamara Danz

Wo die Wurzeln sind:
Eine Straße in Breitungen


© Stadtarchiv Breitungen, Text: Ulricke Bischoff

Die zweite Tamara-Danz-Straße ist seit Dezember 2012 in Breitungens Wohngebiet „Hinter den Höhen“ zu finden.

Tamara Danz

In Berlin-Friedrichshain existiert seit dem Jahr 2006 eine Tamara-Danz-Straße, nun widtmete auch der Breitunger Gemeinderat der wohl berühmtesten Tochter der Gemeinde ein neu gebautes Stück Straße: Bewohner des Baugebietes „Hinter den Höhen II“ tragen den Namen der Rocksängerin künftig in ihrer Adresse. Dieser Vorschlag wurde vom Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig befürwortet. Die Tamara-Danz-Straße in Breitungen erschließt in dem Wohngebiet acht bis neun Grundstücke.
Tamara Danz stammt vom Breitunger Ortsteil Winne. Sie war „unumstritten die Rocklady Nummer eins der DDR und wurde auch als die Tina Turner des Ostens bezeichnet“, zitierte Bürgermeister Ronny Römhild in der Gemeinderatssitzung. Die Sängerin, Jahrgang 1952, war Frontfrau der Gruppe „Silly“ und wurde in den 80er Jahren mehrfach von Kritikern der DDR-Musikszene zur „Besten Rocksängerin des Jahres“ gewählt. 1996 starb sie an Brustkrebs; am 14. Dezember wäre sie 60 Jahre alt geworden.
Eine Straße nach der berühmten Breitungerin zu benennen, hatte Gemeinderat Jochen Pfannstiel (CDU) schon vor einigen Jahren vorgeschlagen. Eine bestehende Straße umzubenennen wäre allerdings schwierig geworden – sämtliche Anwohner hätten Ausweise und Briefköpfe ändern müssen. Also wartete man auf einen Neubau, der sich jetzt mit dem Gebiet „Hinter den Höhen II“ anbot.
Die Gemeinde holte vor der Widmung die Genehmigung der Angehörigen der Sängerin ein. ...

Tamara-Danz-Straße in Breitungen
Klangtafel 2196 / Organ²/ASLSP
Klangtafel für das Jahr 2196 im Rahmen des John-Cage-Orgel-Kunst-Projektes

© volksstimme.de

Die namhafteste Rocksängerin der DDR, Tamara Danz, einstige Frontfrau der DDRSpitzenband „Silly“, erhielt 2014 im Halberstädter Burchardikloster eine besondere Ehrung. In der ehemaligen Kirche wird seit 2001 das Orgelwerk des amerikanischen Komponisten und Avantgardkünstlers John Cage (1912 – 1992) aufgeführt. In Halberstadt nimmt man seine Anweisungen zu „ORGAN/ASLSP – So langsam wie möglich“ wörtlich und hat das Orgelspiel für 639 Jahre andauernd eingerichtet.
Finanziert wird das inzwischen weltweit bekannte Projekt über Sponsoren, die für 1000 Euro oder mehr je weils ein Klangjahr erwerben können. Die Mitglieder der Band „Silly“ mit ihrer jetzigen Sängerin Anna Loos spendierten gemeinsam mit dem Halberstädter Prof. Dr. Steffen Rickes für das Jahr 2196, anlässlich des 200. Todestages von Tamara Danz (1952-1996), eine solche Tafel.

Mehr zum Projekt
CITY Logo
„Tamara“
CITY widmet ihr ein ganz besonderes Lied


© CITY

Wenn die Sonne scheint, bevor es wieder Herbst wird,
    steig ich ins Auto und fahr noch mal raus.
    Im Babysitz strahlt meine kleine Tochter
    und neben ihr, da blüht 'n Blumenstrauss.
Heut geh ich fremd und denk an eine and‘re,
    die wartet an der Ausfahrt der B1.
    Meiner Tochter sag ich: eine Tante
    und: Guck bloß mal, wie hell die Sonne scheint.
Das Schlummerdorf am Weg heißt Münchehofe,
    so klein, dass man's zumeist in Ruhe lässt.
    Der Wind harft durch die Friedhofspforte,
    hier liegt Tamara und schläft zu fest.
Ein leises Lied weht über'n weißen Sand,
    von Paradiesvögeln, die man nicht einsperr‘n kann.
Ich wollte mich schon längst mal blicken lassen,
    mein Mädchen, vorstell'n und dir was erzähl'n
    vom Ossileben und den alten Freunden,
    die sich mit den neuen Zeiten quäl'n.
Und von den Leuten, die noch immer heulen
    bei Battaillon d'amour und Mont Klamott.
    Auch meine Kleine kann schon ein paar Zeilen,
    was nach dir kam, war schnell vergess‘ner Schrott.
Ein leises Lied weht über'n weißen Sand
    von Paradiesvögeln, die man nicht einsperr‘n kann.
Ich stell mir vor, du rockst da ob'n im Himmel
    mit Rio Reiser und mit Gundermann.
    Jetzt halt ich aber lieber meine Schnautze,
    sonst fang‘ ich auch noch mit dem Heulen an.
Wenn die Sonne scheint, bevor es wieder Herbst wird,
    sitz ich im Auto und wir fahr'n nach Haus.
    Im Babysitz schläft meine kleine Tochter,
    in Münchehofe blüht ein Blumenstrauss.
Ein leises Lied weht über'n weißen Sand
  von Paradiesvögeln, die man nicht einsperr‘n kann.

Lied auf Youtube anhören
Sonnenblumen (für Tamara)

Wenn ich Sonnenblumen seh
muss ich an dich denken
und an Sterne, wie sie uns
ihre Wärme schenken

Wenn ich Sonnenblumen seh
alle Sommer wieder
spielt mir mein verschoss'nes Herz
Filme vor und Lieder
spielt mir mein verschossenes Herz
Filme vor und Lieder

Wo du auch sein magst
ich hab dich hier
Blume der Sonne
über mir
Wo du auch sein magst
ich spüre dich
deine Liebe wie Sonne
scheint rein in mich

Wenn ich Sonnenblumen seh
kleine gelbe Sterne
ist mir so als schaust du mich an
aus weiter Ferne
ist mir so, als schaust du mich
an aus weiter Ferne

Wo du auch sein magst
ich hab dich hier
Blume der Sonne über mir
Wo du auch sein magst
ich spüre dich
deine Liebe wie Sonne
scheint rein in mich

Text: Werner Karma

Eine Biografie mit Tiefgang:
Tamara Danz – Legenden
(Alexander Osang)

Tamara Danz - Legenden
Broschiert: 200 Seiten Verlag: Ch. Links Verlag; Auflage: 4., Auflage (18. Juni 2008) EVP: 19,90 Euro

Alexander Osang ist der Frage nachgegangen, wer Tamara Danz eigentlich war und was sie in den Köpfen ihrer Freunde und Feinde hinterlassen hat. Er sprach mit Liebhabern und Rivalinnen, mit Managern und Politikern, mit Kollegen und ärzten. Entstanden ist ein facettenreiches Porträt, das zugleich Auskunft gibt über menschliche Verhalten in einer Zeit schwieriger Umbrüche. Originaltexte von Tamara Danz, das letzte Interview mit ihr, zahlreiche Fotos aus ihren verschiedenen Lebensabschnitten, ein umfassender Lebenslauf und eine Discographie ihrer Band „Silly“ komplettieren diesen Band.
DVD Tamara Danz / Asyl im Paradies
Erinnerungen in Bild und Ton:
TAMARA DANZ – Asyl im Paradies
(DVD + CD)

Sie war die Rocklady Nr. 1 der DDR und eine der besten deutschen Rocksängerinnen. Sie konnte laut und derb sein, aber auch leise und verletzlich.
Die DVD lässt ihren Weg vom 1. TV-Auftritt mit Silly bis zur emotionalen Verabschiedung ihrer Band bei der Goldenen Henne 1996 nacherleben. Konzert-Ausschnitte, Videoclips, Fernseh-Auftritte und Interviews setzen markante Zeichen einer authentischen und zu Recht verehrten Künstlerin.
Auf der CD sind neben den Silly-Klassikern auch Gast-Auftritte bei verschiedenen musikalischen Projekten zu hören („Frauen im Rock“ und „Gitarreros“).

weitere Infos
SILLY - Erinnerungen an Tamara Danz
Uwe Hassbecker und SILLY

Ein Interview der Melodie und Rhythmus mit Uwe Hassbecker (2016)

Welche Bedeutung hatte Danz für die Popkultur der DDR? Der Spiegel schreibt: „Tamara Danz war vielleicht der einzige Rockstar, den die DDR je hervorgebracht hat.“ Stimmt das?

Der Spiegel hat auch geschrieben, dass Silly die erste deutsche Band sei. Das war sogar der Titel des entsprechenden Artikels vor knapp 6 Jahren. Naja, man fühlt sich natürlich geschmeichelt, wenn man so etwas liest. Ich persönlich halte beide Aussagen für ein wenig übertrieben. Fakt ist allerdings, dass Tamara durchaus ein Rockstar war, mehr noch – sie war eine Erscheinung. Es gibt ja Personen, die so 'ne Aura mit sich bringen. Du stehst mit vielen Leuten in einem Raum und mit dem Rücken zur Tür und dann drehen sich alle in dem Moment um, wenn so jemand rein kommt, ohne gesehen zu haben dass einer kommt. Tamara hatte so eine starke Ausstrahlung und Anziehungskraft. Und trotzdem entsprach sie ganz und gar nicht dem Klischee eines Rockstars, mit Star Allüren und so. Vielleicht hat das auch mit der Herkunft aus dem Osten zu tun. Silly ist eine Band, die nicht von heute auf morgen berühmt geworden ist. Dem Erfolg von Silly und damit auch von Tamara gingen viele Jahre harte Arbeit vorraus. Ein gesundes Wachstum von ganz klein bis zum Star, was nicht zuletzt dafür sorgte, dass niemand aus der Band so leicht den Boden unter den Füssen verlieren konnte. Ich würde behaupten, Silly ist immer eine bodenständige und publikumsnahe Band gewesen, bis heute. Publikumsnah und trotzdem besonders. Silly war die Band in der DDR, in der ich spielen wollte, was ja dann auch geklappt hat. Darüber gab es für mich nichts. Vielleicht kann man es am besten so ausdrücken: Silly und damit auch Tamara hat für die Popkultur der DDR Fenster und Türen aufgemacht, die die vorher nicht da waren und so durchaus frischen Wind hereingebracht.


Was hat ihre Popularität ausgemacht? Was war an ihr so einzigartig?

Natürlich hat ihre Popularität viel mit ihrer einzigartigen Stimme zu tun. Sie war einfach eine unglaublich gute Sängerin und ausserdem eine wunderschöne, charismatische Frau. Aber eben nicht nur das. Tamaras mit der Zeit immer mehr zunehmende Popularität hatte ganz viel auch mit unseren Liedern zu tun, mit dem was Silly gemacht hat. Sie war das Gesicht der Geschichten, die in den Songs erzählt wurden. Tamara wurde eins mit der Wilden Mathilde, mit der Kleinen Frau, mit Bataillon d'Amour und vielen anderen. Alles Perlen aus der Hand vom damaligen Silly Texter Werner Karma. Ein paar Jahre später griff sie dann mehr und mehr selbstbewußt und zunächst zusammen mit Gundermann zur Feder, um einen großen Teil unseres „Soundtracks zur Wende“ auf dem Album Februar zu betexten. Nachdem sie später mit dem Album Hurensöhne unmissverständlich und manchmal wütend die Nachwehen der deutschen sogenannten Wiedervereinigung verarbeitet hatte, sah sie mit den vielleicht persönlichsten Songs und Texten ihres Lebens, wie Asyl im Paradies, Flieg, Instandbesetzt u.a. ihr bald bevorstehendes Schicksal voraus. Das alles sagt sehr viel über ihre Entwicklung während dieser ca. 18 Jahre Silly, angefangen von 1978 mit der Familie Silly bis zu ihrem Tod 1996. Tamara hat den Mund aufgemacht, hat sich eingemischt. Sie hat sich einfach getraut Mißstände anzusprechen, die viele Menschen damals geärgert haben. Es gibt ja durchaus eine betrogene Generation, die nach der Wende keine Chance mehr hatte noch mal neu durchzustarten. Tamara hat sich in diversen Gruppierungen engagiert, in denen es um die Interessen der Ostdeutschen, oder auch um Kulturförderung ging. Beispielsweise im Komitee für Gerechtigkeit und in der Berliner Kulturbrauerei. Nach der Wende war sie häufig in Talkshows und hatte nie Angst sich den Mund zu verbrennen. Leicht hat es das für uns als Band nicht immer gemacht.


Was ist ihr Vermächtnis, und was ist davon geblieben?

Vermächtnis ist wieder so ein großes Wort. Nachdem sie Mitte 1995 vollkommen aus heiterem Himmel von ihrer Krebs Diagnose erfuhr, begann eine furchtbare Odyssee durch Krankenhäuser, Kliniken und Arztpraxen. Einige Freunde und ich haben damals zusammen versucht, sie auf möglichst allen Wegen zu begleiten und sie zu unterstützen. Es war ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Ratlosigkeit. In den letzten Wochen und Monaten verschlechterte sich ihr Zustand teilweise dramatisch. Sie wollte nur noch wenige Menschen um sich haben, eine Hand voll Vertraute. Dank deren Unterstützung konnten wir sie bis zum letzten Atemzug zu Hause betreuen und pflegen. Tamaras dramatisches Schicksal um ihre Krankheit rückte nach ihrem zu frühen Tod sehr in den Focus der Öffentlichkeit. Sie wurde innerhalb kurzer Zeit fast zum Mythos, so dass wir wie gelähmt waren und uns lange nicht vorstellen konnten, noch mal irgendwie mit Silly weiterzumachen. Wir haben immer gesagt „die Band ruht“, wobei das keiner von uns wirklich geglaubt hat. Allerdings war das einer ihrer wenigen Wünsche, die sie uns mit auf den Weg gegeben hat. „Versprich mir, dass ihr weiter macht!“ hat sie Jäcki bei einem der letzten Gespräche gesagt. Zum Glück hat es das Schicksal so gewollt. Der erste Anstoß kam Ende 2004, als Klaus Koch vom Berliner Musikverlag Buschfunk uns fragte, ob wir uns nicht vorstellen könnten, beim 15jährigen Jubiläumskonzert als Silly dabei zu sein. Nach anfänglichem Zögern ließen wir uns überreden und baten mit Anja Krabbe und IC Falkenberg zwei Gäste hinzu. Die Reaktion des Publikums war überwältigend, Gänsehaut pur. Danach schworen wir uns, es irgendwie noch mal zu versuchen. Silly war eben auch unsere Geschichte, unser Leben, unser Herzblut und wir mussten nun lernen, unseren Weg alleine weiterzugehen. 2006 ist uns dann Anna Loos „zugeflogen“ – ein unglaublicher Glücksfall und eine Chance für uns. Wir haben sie genutzt und uns ist mit den Alben „Alles Rot“, „Kopf an Kopf“ und aktuell „Wutfänger“ ein Comeback gelungen, mit dem man so nicht rechnen konnte. Wir haben ein neues Bandkapitel aufgeschlagen, welches in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Zusammen mit Anna stehen wir nun auf eigenen Füßen. Aber wenn unsere Schatzkiste aufgemacht wird und Songs wie Bataillon d'Amour erklingen, dann ist auch ein bisschen Tamara dabei und das ist gut so …
Logo Melodie und Rhythmus
Einstige Weggefährten erinnern an die vor 20 Jahren verstorbene Sängerin Tamara Danz

Quelle: Melodie und Rhythmus, Juli/August 2016, S. 98 – 101
Die Ausgabe kann im M&R-Shop bestellt werden. www.melodieundrhythmus.com


Tamara Danz war eine herausragende, international bekannte Sängerin, die schon zu Lebzeiten zur Legende wurde. Nach Mitwirkung bei Oktoberklub und anderen Projekten stieß sie 1978 zu Silly. 1983 gelang der Band mit dem Album »Mont Klamott« der Durchbruch. 1995 dann der Schock: Brustkrebs. Manche Texte des im Jahr darauf erschienenen Albums »Paradies«, die vor der Diagnose entstanden, klingen, als ob Tamara Danz die unheilbare Krankheit erahnt hätte, der sie am 22. Juli 1996 erlag. Ihre Todesanzeige war mit einer Zeile daraus überschrieben: »Gib mir Asyl, hier im Paradies / Nur den Moment, um mich auszuruhn.« Der Spiegel schrieb über sie: »Tamara Danz war vielleicht der einzige Rockstar, den die DDR je hervorgebracht hat.« Stimmt das? M&R befragte zum 20. Jahrestag des Todes der Künstlerin Freunde und Kollegen nach Bedeutung und Vermächtnis von Tamara Danz.
Erinnerungen an Tamara Danz: Angelika Weiz
... Angelika Weiz
Sängerin und enge Freundin von Tamara Danz

»Geliebte, teure Freundin, vor mir steht das Glas Rotwein, und hinter mir liegen die 20 Jahre, in denen ich oft genau dieses Glas auf Dein Wohl geleert habe – allein, in Zwiesprache mit Dir … wenn diese Realität mich mit ihrem überbordenden Schwachsinn zu überfordern drohte und ich mich dabei ertappte, Deine Telefonnummer zu wählen, als wärst Du noch hier. Aber Du bist gegangen, und mit Dir ist es Deine Stimme: mahnend, erinnernd, analysierend, visionär und immer so lebendig. Höre ich heute Deine konservierten Gesänge, steigen unendlich viele Erinnerungen in mir hoch, gefolgt von einer Welle des Bedauerns, Dich nicht mehr in dieser Zeit, an diesem Platz zu wissen. Wir singen sie nicht mehr gemeinsam, unsere Lieder. Wir ordnen sie nicht mehr gemeinsam, unsere Gedanken. Wir teilen sie uns nicht mehr mit, unsere Visionen. Nächtelang beschäftigten wir uns mit musikalischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, mit Lebensplänen und Lebensäußerungen, ohne deren Endlichkeit in Erwägung zu ziehen. Und nun, 20 Jahre nach Deinem Weggang, lebst Du in Deinen Werken, lebt Deine Band Silly, deren Musiker noch immer Deinen Geist verkörpern, lebst Du in den Herzen all derer, die Dich lieben und dankbar sind, dass Du hier warst. Noch ist dieses Glas nicht leer und die letzte Zigarette nicht geraucht. Noch gibt es die Hoffnung, gemeinsam mit Dir im himmlischen Orchester zu klingen. Nur Du kannst wissen, wann. Bis dahin sei umarmt.«
Erinnerungen an Tamara Danz: Abini Zöllner
... Abini Zöllner
Redakteurin, enge Freundin von Tamara Danz

»Wie viele andere habe ich Tamara zum ersten Mal im Fernsehen und in Zeitschriften gesehen. Sie wirkte sexy. Vielleicht auch etwas schrill. Aber: Sie war weit weg. Wir lebten in zwei verschiedenen Welten. Später, als ich sie dann kennenlernte, machte ich eine erstaunliche Erfahrung: Unsere beiden Welten trennten uns überhaupt nicht. Wir waren überraschend dicht beieinander. Wir hatten unterschiedliche Freunde, aber dieselben Feinde. Das war der Anfang. Tamara und ich waren füreinander da. Wir führten tiefsinnige Gespräche, konnten aber auch genauso gut über unsere müden Späße lachen. Und wir konnten miteinander schweigen. Einmal hat sie mich ermahnt, ich solle endlich aufhören, mein Leben der Vernunft unterzuordnen. Das hat mein Leben völlig verändert: Von da an war ich nicht mehr zu feige für die Freiheit. Tamara hielt keine Predigten, sie gab einem einfach nur die Würde zurück. Sie war eine Freundin der offenen Worte, die andere Menschen aufrichten konnte. Wenn sie sich auf fremde Probleme einließ, dann war sie wie eine Offenbarung. Da ist es doch klar, dass man sie – auch als ihr Ende absehbar war – niemals, niemals loslassen wollte. Es heißt, es gäbe zwei wichtige Kriterien dafür, ob jemand ein gutes Leben gelebt hat: Hat man das verwirklicht, was man beabsichtigte? Und: Waren andere froh, dass man gelebt hat? Im Fall von Tamara können beide Fragen mit einem klaren Ja beantwortet werden.«
Erinnerungen an Tamara Danz: Toni Krahl © Werner Mahler
... Toni Krahl

»Ich habe Tamara in den späten 60-er Jahren kennen gelernt und unsere Wege kreuzten sich in kürzeren Abständen immer wieder. Erst recht als wir beide, unabhängig voneinander unserer inneren Stimme folgend, den Weg auf die Bühne fanden. Mit der Strahlkraft einer Sonne brachte sie Stars und Sternchen in ihrem Umfeld zum leuchten. Die komplex arrangierten Songs von Silly, der Band die sie nach ihrer durchgeknallten Katze benannt hat, wurden erst durch Tamaras Aufrichtigkeit und Verletzlichkeit unvergleichlich.
Auch zwanzig Jahre nach dem sie Asyl im Paradies bekam, bleibt sie unangefochten die einzige deutsche Rocklady.«
Erinnerungen an Tamara Danz: Jörg Stempel
... Jörg Stempel
letzter Amiga-Chef, von 2005 bis 2008 Silly-Manager, im August veröffentlicht er eine Video-Dokumentation über Tamara Danz

»Seit der Zeit, als ich Dauergast von Konzerten war, bei denen Tamara aufgetreten ist (Uwe-Kropinski-und-Horst-Krüger-Band, Oktoberklub), hat mich die »Faszination Tamara Danz« nicht mehr losgelassen. Eine richtige Zusammenarbeit gab es allerdings erst, als ich bei Amiga war. Mit »Mont Klamott« begann eine Künstlerkarriere, die ihresgleichen im Osten suchte. Silly-Alben wurden regelmäßig LP des Jahres, und Tamara wurde in ununterbrochener Reihe zur Rocklady Nr. 1 gewählt. Fans, Sängerinnen und Musiker orientierten sich an ihr – ihrem Gesang, ihrer Performance, ihrer Aufmüpfigkeit. 1990 hatte sie die Chuzpe, den Silly-Deal mit BMG München zu lösen, weil ihr der Major Texte vorschreiben wollte. Im Gegenzug glänzte sie auf den letzten beiden Alben mit den Versen aus ihrer Feder. Diese teils visionären Zeilen wurden gleichsam ihr Vermächtnis. Sie war intelligent, selbstbewusst, verletzlich, aber auch derb, war laut und konnte auch sehr leise sein. Tief berührt und unendlich traurig verabschiedete ich mich – gemeinsam mit vielen anderen Freunden und Fans – im Juli 1996 von einer einzigartigen Sängerin und Frau. Tamaras Tod hat mich Silly noch näher gebracht und uns Projekte in Angriff nehmen lassen, die in der gemeinsamen Suche nach einer neuen Sängerin gipfelten, und ich bin ganz stolz, dass die Band meinen Vorschlag angenommen hat. Die »westlichste Ostband« – seit vielen Jahren meine Charakteristik von Silly – spielt nunmehr mit Anna Loos Teil 2 ihrer berührenden Karriere.«